UIllrich Angersbach

 

Urheber: Fotolia © Daniel Prudek

Reinhold Messner, der Mann der als Grenzgänger Berge versetzt

von Ullrich Angersbach
 
Seit meiner Zeit bei der Matuschka-Gruppe fasziniert mich Unternehmertum und durch meine Tätigkeit als Marketing-Coach für eine Fondsmanagement-Gesellschaft hatte ich Gelegenheit, Reinhold Messner persönlich kennenzulernen.  Er ist zwar kein klassischer Unternehmer, aber jemand, der als „Grenzgänger“ durch seine Abenteuer als Extrembergsteiger und als Extremwanderer berühmt wurde. Alle seine Expeditionen finanzierte er grundsätzlich selbst. So hielt er zahlreiche Vorträge und schrieb Bücher, um damit Geld zu verdienen. Diese Bücher schildern meist, wie Reinhold Messner trotz oft extrem lebensfeindlicher Umweltbedingungen überleben konnte. Das allein macht ihn schon zu einer bewundernswerten Persönlichkeit der Zeitgeschichte.
 
In einer privaten Runde schilderte er einmal seine eigene Haltung zum Thema Finanzen: Er hält wenig davon, einfach Aktien zu kaufen. Er investiert lieber direkt in landwirtschaftliche Selbstversorgerhöfe. Diese verkaufen dann ihre aus eigenem Anbau erstellten Produkte in angeschlossenen Bio-Läden und eigenen Gaststätten. Er schuf sich so eine Altersversorgung, die durch keinen Finanzcrash zerstört werden kann. Das Konzept kam so gut an, dass das Modell Schule machte und nun durch Coaching weiterverbreitet wird. So gesehen ist Reinhold Messner auch ein alternativer Finanzexperte.

Ist Reinhold Messner ein Übermensch?

Dieser ungewöhnliche Mensch wurde am 17. September 1944 in Südtirol als das zweite von neun Kindern geboren. Sein Vater war ein armer Schullehrer und Hühnerhalter (Wikipedia).

Einige seiner spektakulären Leistungen:

·      Er hat an über 100 Expeditionen teilgenommen.
·      Er ist der erste Mensch, der alleine den Mount Everest alleine bestieg.
·      Er ist der erste Mensch, der alle 14 8000er der Welt ohne künstlichen Sauerstoff erklomm.
·      Er durchquerte die Antarktis zu Fuß über den Südpol.
·      Er durchquerte die Wüste Gobi in der Mongolei zu Fuß, ein Weg von etwa 2000 km!
 
Damit nicht genug:
 
·      Er eröffnete die „Günther Mountain School“ im Diamir Tal beim Nanga Parbat in Pakistan.
·      Er gründete fünf verschiedenen Messner Mountain Museen ohne öffentliche Gelder.
·      Er gründete den Similauner Club für Topmanager.
·      Er saß fünf Jahre für die Partei der Grünen im Europäischen Parlament.
·      Er schrieb mehr als 70 Bücher.

Berge versetzen, das Credo eines Grenzgängers

Sein Buch „Berge versetzen, das Credo eines Grenzgängers“ enthält nicht nur Impressionen vieler seiner Expeditionen, sondern gibt auch Einblick in seine Lebensphilosophie. Diese Gedanken können Managern in der Wirtschaft helfen, Top-Leistung anzustreben und zu erreichen. Die folgenden Ausführungen orientieren sich an dem, was Reinhold Messner in diesem wertvollen Buch ausführlich beschreibt.

Sinn oder Un-Sinn?

“Die wichtigste menschliche Fähigkeit ist Sinnstiften“ (Seite 11). Expeditionen sind nicht nützlich oder nötig wie Essen und Trinken. Für Herrn Messner sind sie eine Möglichkeit, seine Kreativität zu nutzen, um einmalige Erlebnisse zu erschaffen. Alle Abenteuer starten mit einem Gedankenspiel, daraus formt sich allmählich eine Idee im Kopf und hieraus wächst schließlich das tiefe Verlangen, diese Idee zu realisieren. „Es kommt zur Geburt“ (Seite 13). Nun erst beginnen die konkreten Vorbereitungen (Finanzierung, Partner, Ausrüstung, Route etc.). „Einmal unterwegs muss alles stimmen“ (Seite 13).

Erfolg oder Scheitern

Keine Frage, Erfolge machen einen wirtschaftlich fast immer stärker. Aber es besteht auch die Gefahr des Hochmutes, der „Entmenschlichung“. „Scheitern bringt….von der menschlichen Seite her gesehen nur Vorteile.“ (Seite 15). Herr Messner will seine Ideen in die Tat umsetzen, egal was seine Kritiker einzuwenden haben. Als er das Höhenbergsteigen durch seine Alleingänge ohne künstlichen Sauerstoff revolutionierte, betrat er Neuland, tat etwas, dass kein Mensch vor ihm je versucht hatte. Das geht nur mit einer Konzentrationsfähigkeit, die jede Ablenkung ausschließt. „In schwierigen Momenten [beim Klettern] bin ich ganz Fingerspitze“ (Seite 15). Man kann nicht verlieren, solange man sich mit seinem Ziel identifiziert und weiter macht. Allerdings gilt es, seinen Ehrgeiz durch Risikobewusstsein zu disziplinieren. Sonst werden die Ausflüge in den Grenzbereich leicht zur Todesfalle. Reinhold Messner hat 12 Expeditionen abgebrochen, bevor er schließlich alle 14 8.000er der Erde ohne künstlichen Sauerstoff bezwungen hat.

Leere oder Burn-Out

Das Gefühl der Leere tritt häufig nach einem großen Erfolg vorübergehend ein. Das Energieniveau sinkt und ein neues Ziel wird benötigt. Das ist nicht krankhaft, sondern ganz normal. Burn-Out hingegen entsteht, wenn man unbedingt etwas will, es aber nicht erreicht. Es sind die extrem Ehrgeizigen, die Gefahr laufen, hiervon betroffen zu sein. Nach einem häufigen „gegen die Wand laufen“ werden sie schließlich hoffnungslos und energielos.
 
Reinhold Messner hat sich jedes Mal einen Schritt, bevor ein Burn-Out einzutreten drohte, neu erfunden. Aus dem ehrgeizigen Felskletterer wurde ein Höhenbergsteiger und schließlich ein Eis-Wanderer und Wüsten-Durchquerer. So wurden trotz fortschreitenden Alters seine Partner immer jünger und er fühlte sich nach jedem Umsteigen selbst verjüngt.

Ok-Gesellschaft oder wahre Lebenslust

Viele Menschen fühlen sich in unserer „Ok-Gesellschaft“ unter Druck gesetzt, nach außen optimistisch und glücklich zu erscheinen. Dabei unterdrücken sie häufig ihre Ängste, Zweifel und Krankheiten. Sie versichern sich gegen allerlei Gefahren des Lebens ab. Sie schauen lieber fern und konsumieren Abenteuerfilme vom Wohnzimmersessel aus, statt sich selber auf ein Abenteuer einzulassen.
 
Als Extrembergsteiger ist man gezwungen Ängste, Zweifel und Krankheiten nicht zu verleugnen, sondern ihnen direkt ins Auge zu sehen. Nur so kann man sein Überleben sichern. Herr Messner glaubt, nur wenn man seine eigenen Ideen tatkräftig umsetzt, ihnen Bedeutung gibt, gewinnt man Selbstbewusstsein und wahre Lebensfreude. Zurück von den Entbehrungen einer Bergexpedition aus Eis und Schnee, können das fließende Wasser eines Baches oder Wiesen mit Blumen die Seele jubeln lassen und die Sinnfrage des Lebens stellt sich gar nicht.

Groß oder Klein

Beim klassischen Bergsteigen brauchte man ganze Armeen, um einen Berg zu „erobern“. Tonnen von Essen und Ausrüstung wurde von Lager zu Lager gebracht, damit am Ende einige wenige den Gipfel erklimmen konnten. Dies setze eine straffe Führungsstruktur mit Befehl und Gehorsam voraus, viele Leute und viel Geld. Trotzdem scheiterten diese Expeditionen wegen ihrer Langsamkeit und Unbeweglichkeit, mit der sie beispielsweise auf wechselnde Wetterbedingungen zu reagieren konnten.
 
Dem setzte Reinhold Messner seine Art des sich ganz auf sich selbst verlassende Vorgehensweise entgegen. Er brach bevorzugt mit nur einem Partner auf und nahm nur das mit, was er und sein Partner auch schleppen konnten. Man hatte nur das Nötigste zum Überleben dabei. So bleiben die Kosten gering, man kam schneller voran und konnte kurze Schönwetterperioden nutzen, um den Gipfel zu erreichen. Auf die Welt der Unternehmer übertragen, heißt das, dass kleine Einheiten oft mehr bewirken können als große eher unbewegliche und teure Konzernstrukturen. Sicher, ein kleines Team ist exponierter und auf jeder Peron lasten mehr Risiken. Doch wenn es schief geht, ist auch weniger verloren. Allerdings fordert es den Einzelnen auch mehr und er wird bei evtl. Hindernissen eher über sich hinauswachsen und sein Ziel erreichen.

Manipulation oder Motivation

Herr Messner betrachtet Manipulation als den Versuch, die Motivation einer Person durch Anerkennung, Bestechung, Drohungen oder Strafen zu beeinflussen. Wahre Motivation aber kommt von innen. Sie ist das Ergebnis einer Entscheidung, die eine sich selbst vertrauende Person getroffen hat. Sie will das Beschlossene auch gegen alle evtl. Widerstände umsetzen. „Als Grenzgänger lebe ich für meine Unternehmungen und nicht von ihnen“ (Seite 118). „Erfolg kommt von Besessenheit und Bescheidenheit“ (Seite 120). „Viniciturus vincero – wenn Du Dich selbst gewinnen siehst, wirst Du auch gewinnen.“ Dieser Wahlspruch steht auf über dem Tor von Messners Burg Juval in Südtirol und war der Grund, dass er sie gekauft hat. Nur mit einer solch starken inneren Motivation können große Ziele erreicht werden.

Plantreue oder Flexibilität

Wenn man ein Ziel verwirklichen will, sollte man zuerst so viel wie möglich von anderen lernen. Dann weiß man schon viel darüber was funktioniert und was nicht. Nun gilt es alles wegzulassen, was der Zielerreichung im Weg stehen könnte, jeden Luxus und jede Ablenkung. Während man seinem Plan folgt, sollte man immer bereit sein, dazuzulernen und seinen Plan an die gegenwärtige Herausforderung anzupassen, das heißt, man sollte immer für eine bessere Lösung eines konkreten Problems offen sein.

Partner oder „Leitwolf“

„Zwei, drei oder auch mehr Menschen, die mit der gleichen Vehemenz das Gleiche wollen, bilden ein Team“ (Seite 174). Vertrauen und ein friedliches Zusammenarbeiten ist wichtiger als Freundschaft. Aber Freundschaft, die auf gleichen Werten und unterschiedlichen Talenten beruht, ist von Vorteil.
 
In der Wildnis geht es ums Überleben. Formelle Führer sind hier weniger gefragt. Jede Gruppe bestimmt instinktsicher einen Leitwolf. Sein Wort hat mehr Gewicht. Allerdings kann sich dies durch einen Unfall, einen Schreck oder durch Krankheit sofort ändern. Plötzlich führt ein anderer, der für die neue Situation die besten Führungsqualitäten, Erfahrungen und Fähigkeiten mitbringt.
 
Ein Leitwolf sollte nicht nur selbstmotiviert sein, sondern in Zeiten, wenn die Stimmung im Team zu sinken droht, es zum Durchhalten motivieren können. Er sollte verstehen, was jeden einzelnen des Teams motiviert und das kann von Person zu Person etwas ganz anderes sein.
 
Er sammelt von jedem Team-Mitglied Ideen, sorgt für Impulse, steht für bestimmte Positionen und kombiniert die Stärken und Schwächen von jedem Einzelnen, um optimale Gruppenergebnisse zu erzielen. Auch sollte ein Leitwolf in schwierigen Situationen stets ein Vorbild an Stärke sein. Er schont sich nicht, sondern trägt den schwersten Rucksack. Er verdient den Respekt des Teams nicht durch das was er sagt, sondern durch das was er tut!

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Zinswende http://ullrich-angersbach-zinswende.de/

Wohnimmobilien http://ullrich-angersbach-wohnimmobilien.de/

Börsencrashs http://ullrich-angersbach-boersencrashs-und-aktienkredite.de/

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Anmerkung: Dieser Artikel stellt keine genaue Wiedergabe der Gedanken von Reinhold Messner dar, sondern ist durch die Auswahl und Interpretation von Ulrich Angersbach geprägt. Für die hier dargestellten Fakten wird keine Haftung von Ulrich Angersbach übernommen.